Arno Pasternak

Die vernetzte Schule

Ein Konzept für die Fritz-Steinhoff-Gesamtschule Hagen

Das Konzept heißt bewußt ´die vernetzte Schule´ und nicht ´Schulen ans Netz´ oder ´Schulen ins Netz´ oder ´Lokale Netze in Schulen´. Wir hetzen auch nicht nach irgendwelchen Projekten oder modischen Trends, die möglichst schnell irgendetwas pädagogisch Modernes oder Schönes darstellen sollen. Sondern es geht hier um generelle Überlegungen, wie denn der normale Unterricht, der normale Lehrer bzw. die normale Lehrerin in seiner/ihrer normalen Tätigkeit durch die Möglichkeiten der neuen Medien unterstützt wird und welche neue Möglichkeiten für Unterricht und Arbeit des Lehrers entwickelt werden können. Und der normale Unterricht ist (immer noch) nicht das permanente Projekt.

Ist man sich darüber klar, welche inhaltlichen Möglichkeiten aufgrund moderner Techniken möglich sind, müssen die Strukturen geschaffen werden, dieses zu realisieren. Einen kleinen Ansatzpunkt gibt dazu die Gesellschaft für Informatik (GI), die als Initiator der Aktion Schulen ans Netz gefordert hat, nach der Exitenz der Einzelrechner in den Schulen lokaleNetze und anschließend den Anschluß dieser Netze an die ´Außenwelt´ zu schaffen. Da die staatlich gelenkten Initiativen andere, unsinnigere Vorgehensweisen befürworteten, hat sich die GI bekannterweise von diesen Projekten in dieser Form distanziert! Inzwischen ist aber an vielen Stellen erkennbar, dass vor Ort intensive Bemühungen vorhanden sind, genau diese Vernetzung zumindest in einem Raum durchzuführen, da sonst ein Zugang mit und über einen Computer zum Internet praktisch keinen Sinn macht.

Mir greift dieser Weg aber noch zu kurz, da zu sehr von den Computern ausgegangen wird und nicht von inhaltlichen ´Arbeitsbegriffen´. Deutlich mehr helfen uns da schon die beiden Begriffe ´Workgroup-Computing´ und ´Network-Computing´. In diesen Begriffen wird deutlich, daß der Mensch in seiner Arbeitswelt Strukturen vorfindet, die ihm bestimmte Möglichkeiten geben oder auch nicht. Ich versuche, diese Begriffe zu verdeutlichen, indem ich eine kleine historische Darstellung gebe, wie denn Menschen mit Computern in der Arbeitswelt (hier i.w. im Büro- und Verwaltungsbereich) gearbeitet haben. In diesen Kontext stelle ich die Entwicklung an der Schule, um damit Möglichkeiten der ´Neuen Medien´ für Unterricht und Arbeit der Lehrer und Lehrerinnen darzustellen.

1. Phase: Großrechner und Terminals

Die heutigen PC´s sind erst relativ jung. Dagegen sind schon seit den 60-Jahren große Verwaltungssysteme auf Computern entstanden. Der Benutzer hatte vor sich einen Bildschirm (das Terminal) und die Tastatur. Verbunden waren diese Peripheriegeräte mit einem Netz (!) an den Großrechner. Über diese Terminals konnten die arbeitenden Menschen auf Daten und Programme zugreifen. Damit das benutzerfreundlich war und ist, haben die Programmierer und Administratoren sich einiges ausgedacht, damit das Arbeiten auch weitgehend der Sache zugeordnet war und nicht dem Computer bzw. dem Versuch, den Computer arbeitsfähig zu machen. Dazu gehört auch eine Struktur auf dem Großrechner (Host oder auch Mainframe genannt), die es dem Benutzer nur ermöglicht, die Daten und Programme zu benutzen, die er wirklich auch benötigt. Es entstanden dabei Erfahrungen, wie denn ein Datenschutz für sensible Daten zu realisieren ist und auch Strukturen, wie eine Datensicherheit gewährleistet werden kann. Im heutigen Sinne würde man dies als ´Workgroup-Computing´ verstehen, auch wenn es den Begriff damals noch nicht gegeben hat. Wie praktikabel diese Strukturen waren, sieht man daran, daß bis heute solche Systeme exitieren und gut, sogar sehr gut funktionieren. Das diese teilwiese verschwinden, hat im wesentlichen mit den Kosten der Hardware zu tun als mit inhaltlichen Fragestellungen.

Nicht unwichtig hierbei ist, daß dieses so gut geklappt hat, weil die Frage der Rechnerorganisation, der Struktur der Software, der Adminstration etc. auf Hände verlagert worden ist, die etwas von der Sache verstanden (Das dies lange gedauert hat, ist dabei unbestritten. Das Wissen darüber mußte sich ja auch erst entwickeln.)

Die Betrachtung der Situation in der Schule erübrigt sich, da zu den damaligen Zeiten bis auf Kurse in Boolscher Algebra und Schaltungslogik allein aus Kostengründen eine Arbeit mit Computern bis auf Ausnahmen nicht möglich war.

2. Phase: Die Einzelrechner

Auf einmal (1978) war er da: der PC. Bis ca. 1985 verbreitete er sich peu à peu im Privathaushalt, in den Betrieben und auch in der Schule. Bei der Konstruktion des PC´s hat man im geringsten daran gedacht, irgendwelche Vorkehrungen zu treffen, damit dieser sinnvoll in irgendwelche Strukturen eingebunden werden könnte. Er war ja der ´persönliche´ Computer. Das mag ja tatsächlich bei dem häuslichen Computer auch so sein, und solange mit Disketten gearbeitet wurde, war die persönliche Struktur auch an jeder anderen Stelle herstellbar. Auch der Datenschutz war relativ leicht zu bewerkstelligen, solange man keinen Unfug auf den Disketten hatte und diese ordentlich wegschloß. Auch in kleinen Betrieben, in denen nur einzelne Personen die Verwaltung abdeckten, paßte dieses Modell eines persönlichen Computers noch gut hin. Eine Zusammenarbeit mit einer Groß-EDV war dort sowieso nicht vorhanden.

In den Betrieben, in denen eine solche Groß-EDV vorhanden war, zerstörte dieser PC jedoch Stück für Stück die Arbeitszusammenhänge. Die auf dem PC durchgeführten Arbeiten ließen sich mit dem Großrechner vorerst nicht zusammenbringen. Eine auf mehreren PC´s verteilte ´Datensammlung´ war im Prinzip Chaos, die mit den Computern Arbeitenden hatten keine zumeist Ahnung von Datensicherheit und Datenschutz und scherten sich im allgemeinen auch einen ´Dreck´ darum.

Noch prekärer wurde die Situation, als PC´s mit Festplatten auftauchten. Jetzt lagen Daten und Programme für jeden sichtbar und nutzbar herum, die im Prinzip hinter Schloß und Riegel gehörten. (Zudem möchte ich nicht wissen, wieviel Arbeitszeit damit verschwendet wurde und teilweise noch wird, die einzelnen Computer nur irgendwie zum Laufen zu kriegen.) Von einem ´Workgroup-Computing ´ war eine solche Arbeitsweise natürlich meilenweit entfernt.

In der Schule war es teilweise noch grauenvoller, da der einzelne Rechner ja nie einem einzelnen Schüler oder einer einzelnen Schülerin zugeordnet war, sondern immer von vielen benutzt wird. Und da dort ja der Spieltrieb und auch der (gewollte/ungewollte) Zerstörungstrieb noch größer ist als anderswo, ist eine sinnvolle Arbeitsstruktur dringend vonnöten. An unserer Schule habe ich daraufhin die Oberfläche des ´normalen´ PC´s so abgewandelt, daß der einzelne Schüler tatsächlich nur bestimmte Bereiche auf der Festplatte zur Verfügung hat, sowie nur bestimmte Programme benutzen kann. Dazu muß sich der Schüler wie in einem Netz durch Gruppenzugehörigkeit und Passwort ausweisen. Da die Schülerinnen und Schüler sehr oft ihre Passworte vergessen, gibt es für jede Gruppe noch ein zusätzliches Passwort für den Lehrer bzw. die Lehrerin, mit denen diese sich in jeden Computer für diese Arbeitsgruppe einloggen kann. Sonst ist die Arbeit für manche Schüler schon nach einer Unterrichtsstunde beendet. Das Booten von Diskette wurde hardwaremäßig verhindert. Es sind nur einige wendige Betriebssystemkommandos ausführbar. Die Programme liegen auf der Festplatte nur in verschlüsselter Form vor. Das Arbeiten unter der normalen DOS-Arbeitsoberfläche ist nur dem Systemverantwortlichem möglich. Im Prinzip liegt damit schon ein kleines Netz auf jedem einzelnen Rechner vor, wie ich es weiter unten beschreibe. Auch eine Assoziation mit einem Net-PC ist nicht verkehrt.

Diese Grundstruktur ist auf den Computern unserer Schule seit Beginn der 90-Jahre vorhanden. Es zeigte sich, daß ein kontinuierliches und ordnungsgemäßes Arbeiten mit diesem System jederzeit gewährleistet war und ist. Eine Wartung der Geräte ist nur äußerst selten vonnöten, ein Virus beispielsweise ist noch nie eingeschleppt worden. Nachdem in den letzten Jahren natürlich noch Schwachstellen ausgemerzt wurden, läuft dieses System als Einzelplatz(quasi)netzsystem stabil und zuverlässig.

3. Phase Die Vernetzung im Büro

Es war natürlich, dass der katastrophale Zustand in den Büros und Verwaltungen nicht bleiben konnte. Da dort vor allem zusätzlich noch ein Interesse an gemeinsam gehaltenen Daten vorhanden war, lag es natürlich nahe, nicht ein System zu entwickeln, das im wesentlichen den einzelnen Rechner schützte und verwaltete, sondern die Rechner in einem Netz zu verbinden und alles Schützenwertes mit allen Kenntnissen der Kunst (z.B. aus der Großrechnerzeit) auf einem speziellen Computer in diesem lokalen Netz zu sammeln. Der ´Fileserver´ war geboren. Auf diesem wird ein (spezielles) Betriebssystem installiert, sodass nur Berechtigten an der Konsole und über das Netz ein Zugriff auf Daten und Programme möglich ist. Diese Systeme haben sich in der kommerzeillen Welt verständlicherweise schlagartig durchgesetzt. Bis vor kurzem stand vor allem der Name Novell für ein sehr weit entwickeltes System, im Augenblick scheint Windows NT von Microsoft wichtige Teilbereiche der Netzsoftware zu erobern.

Es ist dabei schon etwas makaber, daß gerade die Firma, die nicht unwesentlich an den ungeschützten Computern durch ihre Systeme Schuld trägt, nach vielen Jahren den Firmen doch wieder den Rang abläuft, die sich für Datensicherheit und auch Datenschutz einen guten Namen gemacht haben. Verantwortliche Administratoren haben doch immer wieder mit dem Unwissen der Computerbenutzer zu kämpfen, die aufgrund der fehlenden Möglichkeiten in den ´normalen´ Systemen von Microsoft kein Verständnis für weitergehende Maßnahmen in Sachen Datensicherheit und Datenschutz aufbringen.

Mit und in diesen lokalen Netzen ist ein ´Workgroup-Computing´ möglich. Jede Arbeitsgruppe hat die Daten und Programme mit den für sie notwendigen Zugriffsrechten zur Verfügung, die sie zu ihrer Arbeit benötigen. Die Computer dienen zur Arbeitsbewältigung und nicht zur Arbeitsbeschaffung.

Mit einer gewissen Zeitverzögerung tauchten auch in den Schulen die ersten lokalen Netze auf, wobei ich bezweifeln möchte, daß die Möglichkeiten und Chancen, die in solchen Strukturen vorhanden sind, auch nur ansatzweise in den schulischen lokalen Netzen genutzt worden sind. Oft standen z.B. Fileserver zusätzlich zu den normalen Arbeitsplatzrechnern in den Computerräumen. Sie waren mangels System- und Fachkenntnis nicht vernünftig administriert und Schüler konnten und durften damit machen, was sie wollten.

Eine sinnvolle Administration von solchen Systemen ist von Schülern nicht zu leisten. In einem Betrieb oder in einer Universität wird eine gewisse fachliche und menschliche Kompentenz benötigt, um ein Netz zu administrieren. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Rechenzentrum einer Universität einen Erstsemester an die universitären Server heranläßt. Und unsere Schüler und Schülerinnen sollen schlauer sein?! Da wird einfach zuviel verlangt. Außerdem kommt in einer solchen Ansicht die Position zutage, daß das, was Informatiker eigentlich tun, eine Tätigkeit ist, die durch eine bißchen Anlernen erlernt werden kann. Welch ein Illtum!

Richtig verstanden, liegen in den lokalen Netzen Möglichkeiten, die ein ´Workgroup-Computing´ auch in der Schule anraten lassen. Damit ist gemeint, daß man durch die Administration des Netzes Strukturen schafft, die ein Arbeiten einer einzelnen Arbeitsgruppe in der Schule, und das ist im allgemeinen eine Klasse bzw. ein Kurs, verbessert. Das müssen keine großartigen, aufwendigen Dinge sein. Nein, im Gegenteil. Diese Strukturen müssen einfach und durchschaubar sein und sich in den schulischen Zeitablauf einfügen.

An unserer Schule habe ich das folgendermaßen eingerichtet: In Ergänzung zu unserem bestehenden System, das wie oben beschrieben weiterhin bestehen bleibt, wird jeder Gruppe ein zusätzliches gemeinsames Verzeichnis auf dem Fileserver zur Verfügung gestellt. Der Arbeitsplatzrechner loggt sich automatisch in den Fileserver ein, sodass die Schüler und Schülerinnen von dieser Veränderung außer einer kleinen Pause nichts mitbekommen. In das Verzeichnis der Gruppe auf dem Fileserver können Dateien kopiert werden. Die Schüler können jedoch auf dem Fileserver jeweils nur eine Datei lesen bzw. schreiben, um keinen Datenmüll zu erzeugen. Der Lehrer kann auch mehrere Dateien auf einmal übertragen und auch löschen, was die Schüler garnicht können. Am Ende eines Schulhalbjahres oder auch Schuljahres wird eine Routine gestartet, die alle Datenbereiche auf den lokalen Rechnern und auf dem Server ´reinigt´ und im neuen Schuljahr geht die Arbeit von vorne los.

Abgesehen von den Programmen, die auch schon früher in unserer Schule existent waren (z.b. Turbo-Pascal), und die entsprechend der bisherigen Installation auf die lokale Festplatte kopiert wurden, befinden sich alle Programme auf dem Fileserver. Vor allem Windows und alle Windows-Programme liegen auf dem Fileserver und können von niemandem verändert werden.

Dies hat nun folgende Vorteile:

In Zukunft muss nur noch einmal eine Installation eines neuen Programmes durchgeführt werden und sofort befindet sich dieses Programm auf dem lokalen Computer zur Verfügung.

Diese Programme müssen nicht mehr wie bisher bei den Programmen auf der lokalen Festplatte durch Verschlüsselung gegen Mißbrauch geschützt werden, da die entsprechenden Dateien auf dem Fileserver nur lesbar bzw. ausführbar sind. Auch die Initialisierungsdateien liegen auf dem Fileserver und können nur gelesen und nicht geschrieben werden. Gerade wer Windows-Installationen zu betreuen hat, weiss es zu schätzen, dass der Anwender keine Änderungen vornehmen kann. Auch wenn mancher Benutzer bemängelt, dass er/sie keine individuellen Einstellungen vornehmen kann, sind die positiven Seiten dieses Vorgehens zweifelsohne überwiegend. (Gerade bei SchülerInnen ist sowieso keine Notwendigket für eine sogenannte ´individuelle ´ Einstellung vorhanden. Im wesentlichen steckt dahinter der Wunsch, auf der Oberfläche zu spielen, anstatt mit den Systemen zu arbeiten.) Wird das System auch für andere Arbeitsbereiche erweitert, kann hier sicher durch eine zusätzliche Installation von alternativen Oberflächen eine gewisse Freiheit geschaffen werden. Man bedenke aber, dass jede ´Freiheit´ die Administrationsarbeit erhöht.

Die mit unserem System arbeitenden Lehrer haben schnell erkannt, welche Sicherheit ihr Unterricht dadurch gewinnt, wenn die Computer sich immer mit derselben Oberfläche meldet. Die Schülerinnen und Schüler haben schnell gelernt, dass ein Herumspielen im System zwecklos ist und widmen sich (freiwillig oder nicht) den Inhalten des Unterrichtes.

Das auf unseren Computern von mir geschriebene Startprogramm ist so eingestellt, dass es auf dem Server selbst prüft, ob eine neue Version vorliegt und sich gegebenenfalls selbst aktualisiert. Auch hier ist keine Administration mehr zusätzlich notwendig.

(Die noch auf dem lokalen Computer vorhandenen Progamme, die zu Beginn des Netzbetriebes dort belassen wurden, bis das Netz problemlos lief, werden demnächst auch auf den Server übertragen, sodass dann nur noch lokal erzeugte Daten auf dem Computer auch lokal gehalten werden.)

Auch ein Update oder ein Test eines Programmes ist jetzt jederzeit schnell und problemlos möglich. Ein Test eines Programmes in einer Gruppe ist schnell machbar. Das Programm kann nach dem Test schnell deinstalliert oder entgültig eingerichtet werden.

Es spielt in Zukunft keine Rolle mehr, ob wir einen oder zehn Computerräume haben. Die für die Netzbetreuung notwendige Stundenanzahl steigt also nicht linear mit der Computeranzahl, das wäre sonst auf Dauer schulisch auch nicht zu verantworten.

Diese Arbeitsweise hat sich bei uns in der Schule hervorragend bewährt und wird dementsprechen ausgebaut.

4. Phase: Der Anschluss der lokalen Netze an das Internet

Die lokalen Netze - wie oben beschrieben - haben sich in den 90-Jahren (wie vorhergesagt) durchgesetzt. Es ist daher naheliegend, dass das Bedürfnis entsteht, den Informationsfluss, der in der eigenen Arbeitsgruppe existiert, zumindest auszuweiten auf die externen Kunden etc., mit denen man zusammenarbeitet. Hier ist natürlich vor allem die elektronische Post gemeint. Aber es erweist sich als sinnvoll, diese Netzkontakte auf Personen/Gruppen auszuweiten, die an ähnlichen Problemen bzw. mit denselben Produkten arbeiten wie man selber, um einfach und vor allem sehr schnell Problemlösungen zu finden.

So entstanden an verschiedenen Stellen und von verschiedenen Organisationen ausgehend Netzstrukturen mit im wesentlichen Mail- und Newsangeboten. Diese Systeme waren teilweise völlig inkompatibel zueinander und ein Übergang zwischen den Systemen war sehr schwierig, wenn nicht unmöglich.

Der T-Online-Standard KIT und auch der Compuserve-Standard hatten z.B. mit den Internet-Standards nichts zu tun. Nicht nur das: Die Netzbetreiber hatten gar kein Interesse, die Standards zu vereinheitlichen, die Telekom hat beispielsweise 1995 nur mürrisch ihren Kunden einen Zugang zum Internet gewährt.

Wie jeder Sachkundige weiß, ist die Durchsetzung einer Technik und der darauf aufbauenden Technologie als System für die 'Massen' allerdings nur durch die Schaffung von Standards möglich. Dieses lag also bei den Netzen nicht vor, sondern die verschiedenen proprietären Systeme buhlten um die Gunst der Kunden. Das ist alles noch keine Ewigkeit her, sondern alles Wirklichkeit des Jahres 1995. Dann hat sich mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit plötzlich der Internet-Standard TCP/IP mit den darauf aufbauenden Protokollen durchgesetzt. Eine mögliche Begründung dafür ist nicht unwahrscheinlich das HTTP-Protokoll, mit denen auf einfache Art und Weise Informationen jeglicher Art von jedermann für jedermann präsentiert werden kann. Eine andere mögliche Erklärung ist die Marktmacht der Firma Microsoft, die 1995 großmundig erklärt hat, dass mit dem Erscheinen von Windows 95 praktisch jeder Computer mit dieser Oberfläche mit einem Zugang zum MSN ausgestattet werden sollte, das den Zugang zum Internet ermöglicht hätte (mit Profit für Microsoft natürlich). Von diesem Augenblick an sprach zumindest jeder vom Internet (auch wenn er oder sie nichts davon verstanden hat).

Mit diesem nun warum auch immer durchgesetzten Standard ist natürlich genau die Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsgruppen möglich, die weiter oben beschrieben wurde. Es ist dann auch naheliegend, dass ergänzend Angebote geschaffen werden, um die Möglichkeiten des Netzes (sinnvoll) auszunutzen (Verlagerung der schriftlichen Dokumente in elektronische Form). Die Nutzung dieser neu entstandenden und neu entstehenden Systeme ist allerdings nur dann selbstvertändlich, wenn der Übergang von der bisherigen Struktur fließend ist: Vom 'Workgroup-computing' zum 'Network-Computing' ist es dann nur ein kleiner Schritt.

Und in der Schule? Dort existiert doch bis auf Ausnahmen kein Workgroup-Computing! Und diese ist dann doch beschränkt auf Klassen und Kurse in den Computerräumen und nicht auf Arbeitsgruppen aller oder eines Teiles der Lehrer. Diese Situation wird daher i.a. dazu führen, dass die Möglichkeiten des Netzes, nach einer Phase der Euphorie und des Einsatzes von Geld und Engagementes bis auf die Arbeit in gelegentlichen Projekten einschlafen wird.

Bei uns in der Schule sind genau diese Erkenntnisse zu beobachten. Wir haben derzeit zwei Computerräume mit einmal 14 und einmal 12 Schülerarbeitsplätzen, von denen man überall 'ins Internet' gehen kann. (In einem dritten Computerraum müssen die veralteten 8086(!)-Computer noch durch (etwas) bessere Geräte ersetzt werden.) Dies sind doch eigentlich ideale Bedingungen für computerorientierten Untericht. Aber es zeigt sich, dass für die meisten Kollegen der Weg zu den Computerräumen räumlich und inhaltlich zu weit ist, sodass nur wenige Gruppen ausser den angestammten Kursen (Informatik, Bürotechnik, Mathematik) dort arbeiten. Man kann sogar verstehen, dass ein E-Mail-System nur wenig Sinn macht, wenn das Abholen von Mails aufgrund der Wege und der Häufigkeit nur selten passiert.

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Werden die Computerräume recht gut genutzt, so haben die Kollegen Schwierigkeiten, ihren Unterricht an und mit den Computern vorzubereiten. Dies gilt für jeden computerorientierten Unterricht, nicht nur für den Unterricht in und mit dem Internet. Kollegen, die dann nicht regelmäßig in den Computerräumen arbeiten, lassen dann auch gelegentliche Unterrichtseinheiten weg.

Man erkennt: Die Voraussetzung für ein Arbeiten mit Computern im Unterricht hängt zwar von der ausreichenden technischen Ausstattung ab, aber dies reicht nicht aus. Somit ist die Nutzung der Räume von 'computerferneren' Fächern auch bei uns nicht so, wie es sein könnte. Die Konsequenz kann daher nur sein, in der Schule Strukturen zu schaffen, in denen ein ´Workgroup-Computing´ Realität wird. An einer großen Schule wie der unserigen ist beispielsweise ein E-Mail-System naheliegend, da die Kollegen auf sehr viele Lehrerzimmer (Stütze genannt) verteilt sind und sich teilweise tagelang nicht sehen. Der Informationsfluss unter Kollegen sowie in und zwischen den Fachkonferenzen liesse sich auf eine solche Art deutlich verbessern. Des weiteren ist zu berücksichtigen, dass wir als Lehrer an einer Ganztagsschule eine größere Anwesenheit an der Schule als andere Lehrer haben. Es macht daher Sinn, den Kolleginnen und Kollegen Computer zur Verfügung zu stellen, die mit den üblichen Programmen wie Textverarbeitung etc. in eine nicht unwesentliche Hilfestellung und Arbeitserleichterung sind.

Dann kann auch problemlos der Unterricht mit Computern vorbereitet werden. Am Schreibtisch des Lehrers können die Dateien aufbereitet werden und sofort in die entsprechenden Verzeichnisse für die Schülergruppen übertragen werden, sodass der Lehrer oder die Lehrerin garnicht mehr in die (eventuell belegten) Computerräume muss, um den Unterricht vorzubereiten. Da die Computer überall dieselbe Oberfläche haben, kann an jeder Stelle vom Lehrer aus an und mit dem Computer geübt werden.

Die Konsequenz ist also die Erweiterung des Schulnetzes bis in den 'letzten Winkel' der Schule. Da dies natürlich nicht von heute auf morgen passieren kann, muss also hausintern ein Plan für die Umsetzung dieser Vorstellung aufgestellt werden. Wir werden daher in der 1. Phase (Stadtteil)-Bibliothek, zentrales Lehrerzimmer und zwei kleine Schülerarbeitsräume an das Netz anschliessen. In der nächsten Stufe kommen die 'Lehrerstütze' , die Schulleitung und Fachräume wie Musik, Kunst, NW hinzu.

Im Augenblieck scheint es noch ein Traum zu sein, in jeder Klasse einen oder einige Computer mit Anschluss an das Schulnetz zu haben.

Aber was spricht eigentlich gegen das Realisieren von Träumen?

(Text: Schulnet.htm vom 28.1.1998)  

 

 

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