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Es ist kaum 1 1/2 Jahre her, dass in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion das 'Schulen ans Netz'-Projekt ins Leben gerufen wurde. In erster Linie wurde den Schulen Unterstützung bei der Anschaffung eines (!) PC's mit Internet-Anschluss sowie ein Gebührenkontingent bei der Telekom in Höhe von 1600,-- DM jährlich für drei Jahre angeboten. Die Unterstützung seitens der Firmen war zu Beginn der Aktion schlecht einzuschätzen. Auf diese Art und Weise wollten sowohl unsere Landes- wie auch die Bundesregierung in Sachen 'Datenautobahn' nicht hintenanstehen und hofften, dass in den Schulen jetzt nicht gerade wenige Lehrerinnen und Lehrer auf einmal ganz anders ohne grossen Aufwand Unterricht durchführen würden, der unsere Schülerinnen und Schüler für das nächste Jahrtausend fitmacht. Die bisherigen Inhalte in den Unterrichtsfächern sollten natürlich nicht tangiert werden, sondern durch schöne noch zu entwickelnde Projekte sollte das 'globale Lernen' ganz nebenbei in Schwung kommen.
Betrachtet man die derzeitige Praxis, kann man eher den Eindruck bekommen, dass viele Projekte schnell wieder vergessen sein werden, einige wenige Schulen mit den richtigen Connections mit dem ausgeschütteten Geld im Rahmen von Modellprojekten vollgesogen haben, einige wenige Funktionen und Funktionsstellen mit manchem unqualifizierten Personal besetzt sein werden und viele Kollegen nach dem dilettantischen Scheitern einiger hochfliegender Ideen froh sein werden, ihren normalen jahrzehntelangen Trott fortführen zu können. Dies scheint auch oder gerade deswegem zu gelten, wenn man berücksichtigt, dass viele Kolleginnen und Kollegen viel Zeit und Engagement in Workshops verbracht haben und mit der Unterstützung der örtlichen Industrie sowie der grossen Computerfirmen, die teilweise ihre Softwareprodukte zu sehr günstigen Konditionen den Schulen zur Verfügung gestellt haben, einiges in den Schulen in Sachen Hardware und Software verbessert wurde.
Bei allem furchtbaren medienwirksamen Getöse und viel oberflächlichem Schnick-Schnack wird von vielen tatsächlich übersehen, daß sich eine Entwicklung abzeichnet, die tatsächlich viele Bereiche des täglichen und beruflichen Lebens verändern wird. Es sind dies all die Bereiche, die mit Medien allgemein zu tun haben, also auch u.a. mit schriftlichen Medien, wie sie nicht unwesentlich Bestandteil von Schule und Ausbildung sind. Es ist natürlich Quatsch, daß diese neuen Medien die Schule verdrängen werden, wie einige Experten uns weismachen wollen, aber es werden Veränderungen stattfinden, die bei aller Vorsicht der Vorhersage nicht unwesentlich alle betreffen werden.
Mit der entstehenden Entwicklung und dem Ausbau des INTERNET's entstehen nun Möglichkeiten, die nach einer Übergangszeit ebenso jedem Menschen als logische Entwicklung wie der Ersatz der Schreibmaschine durch computerunterstützte Textverarbeitung erscheinen werden. Die heutigen Strukturen werden dann genauso anachronistisch wirken wie uns heute eine mechanische Schreibmaschine erscheint. Dies ist bei der Planung zu berücksichtigen. Nicht das einzelne schulische Projekt, sondern der 'ganz normale' Schulunterricht muß der Ausgangspunkt dieser Überlegungen sein.
Die notwendigen Entscheidungen infrastruktureller Art im Weltmaßstab sind in den letzten Jahren mit einer immensen Geschwindigkeit gefallen. Die Technologie entwickelt sich in einem rasenden Tempo, die Hardware- und Softwaretechnik wird uns in schneller Folge Produkte liefern, die in vielen Lebensbereichen neue Möglichkeiten der Mediennutzung schaffen und alte ersetzen werden.
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Drei Beispiele können das als mögliches Szenario beleuchten:
In wenigen Jahren ist nicht unwahrscheinlich, daß Zeitungen nicht mehr zentral in Druckzentren gedruckt werden, sondern als elektronische Post den Abonnenten zugestellt werden und von diesem dann während der Morgentoilette auf dem heimischen Schnelldrucker ausgedruckt werden. Sie liegen dann pünktlich im dann wahrscheinlich aktuellen Format DIN A4 auf dem Frühstückstisch.
Ein Videofilm zum Thema 'Das unrühmliche Ende des Ex-Bundeskanzlers Kohl' würde den trockenen GL-Unterricht sicher auffrischen. Es ist kein Problem, diesen notfalls am frühen Morgen 'aus dem Netz' zu ziehen und diesen in den Unterricht einzubringen.
Die Deutsche Post AG gibt bekannt, daß die Zustellung von Briefen etc. ab dem 1.3.2001 nur noch einmal wöchentlich stattfindet, da 90% der brieflichen Kommunikation mit E-Mail über das Netz durchgeführt wird. Gleichzeitig werden alle Briefkästen außen an Postfilialen abgebaut.
Diese Beispiele sind nicht aus der bloßen Luft gegriffen, sondern nur eine kleine Anzahl von Möglichkeiten. Als Konsequenz bedeutet das allerdings für jeden Kollegen und jede Kollegin, daß eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik erfolgen muß. Dies kann nicht auf der Ebene der 'Maschinenstürmerei' erfolgen, sondern muß das sorgfältige Einarbeiten und Erarbeiten der Möglichkeiten und Grenzen dieser für viele neuen Technologie sein. Genauso wie es heute selbstverständlich für einen Lehrer und eine Lehrerin sein sollte, mit einem Buch (und nicht nur der Bibel) umgehen zu können, wird es schon sehr, sehr bald nötig sein, die neuen Medien kompetent und sinnvoll nutzen zu können.
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Eine sinnvolle Nutzung der neuen Medien in der Schule verlangt klare planerische und konzeptionelle Vorstellungen über das Machbare und Sinnvolle in den Schulen. Dabei ist natürlich auch der enge finanzielle Rahmen zu berücksichtigen, unter dem auch die Schulen heutzutage zu leiden haben. Konzepte, die ausschließlich das Kaufen neuester Hareware und Software als Basis haben, sind daher von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Folgende Absätze sollen zun&aulm;chst einen kleinen Überblick
verschaffen, welche Möglichkeiten aus heutiger Sicht das Internet
und seine zugrundeliegende Technologie in der Schule bietet.
Es ist dabei selbstverständlich, daß eine zukünftige Entwicklung
nur abgeschätzt werden kann und keine Anspruch auf Prophetentum
besteht.
Alles zusammengefaßt ergibt sich als notwendige Perspektive die
Schaffung eines lokalen Schul-Intranets mit einem Zugang zum
gesamten Internet.
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Diese Erkenntnisse müssen auch bei der Entwicklung der
EDV-Infrastruktur frühzeitig und zielgerichtet eingesetzt werden.
War es bis vor etwa zwei Jahren nur geplant, zwei Computerräume für
Informatik- und einigen computerunterstützten Unterricht zu haben,
die mittelfristig in sich vernetzt sein sollten, so haben sich auch
hier die notwendigen Anforderungen geändert. Die Anwendung der
modernen Medien ist nur möglich, wenn die Schule im richtigen
Augenblick die richtigen Techniken, Technologien in einer
geeigneten Infrastruktur zur Verfügung stellt.
Die notwendigen und geplanten infrastrukturellen Maßnahmen lassen
sich in einem groben Raster darstellen:
Im letzten Jahr wurde bereits realisiert:
Entsprechend der technischen Möglichkeiten wurden vereinzelt die
Computer im Unterricht eingesetzt:
Eine Englisch-AG versuchte sich in einem E-Mail-Projekt, eine Projektgruppe
hat ihre Auswertung in einer Darstellung auf dem lokalen Web-Server
durchgef¨hrt, einzelne Gruppen tasteten sich in das Web vor.
In den nächsten Wochen werden die Bibliothek, das Lehrerzimmer,
der Mädchentreff, der Schülerkiosk und die Verwaltung an das
Schulnetz angeschlossen, sodass dann sowohl Schüler, Lehrer und
auch Gäste der Bibliothek die schulischen Arbeitsmöglichkeiten im
Intranet und Internet vermehrt nutzen können.
Erst dann ist es möglich, dass
Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht in den Computerräumen
sinnvoll vorbereiten können, da sie Materialien aufbereiten können,
ohne selbst in den Computerräumen sein zu müssen. Ebenso kann dann
die Arbeit mit E-Mail's als eine 'ganz normale' Kommunikation auch unter
KollegInnen und Kollegen in der Schule genutzt werden.
Der Computer wandelt sich um zum alltäglichen Kommunikationsmedium.
In den nächsten Monaten steht darauf aufbauend an:
So wie heute die Wandtafel und der OHP-Projektor ein selbstverständliches Mittel für den Unterricht sind, so wird also in wenigen Jahren ein moderner Unterricht auch den Computer mit all seinen Möglichkeiten nutzen können und müssen.
Vor einem Jahr waren dies alles nur Planungen und Ideen in Folge
eines klaren Konzeptes einer schulinternen Vernetzung, um eine
sinnvolle Arbeit mit neuen Medien in der Schule zu ermöglichen. In
diesem einen Jahr ist schon sehr viel realisiert worden. Die
eigentliche Arbeit in und mit dem System kann und muß nun beginnen.
Das Zeitalter der vernetzten Schule beginnt bei uns damit im Jahre
1998
Dass dies nicht ohne sinnvolle Fortbildung innerhalb und außerhalb
unserer Schule stattfinden wird, sollte selbstverständlich sein.
Bisher fanden 1996/1997 schulintern im Rahmen von Studientagen zwei
Arbeitsgruppen zu diesem Thema statt. Zwei Fachkonferenzen setzten
sich intensiver mit der Aufgabe Arbeit mit neuen Medien
auseinander. Zusätzlich wurden vom Schulrechenzentrum
'Schnuppertage' für das WEB durchgeführt. Kollegen, die im Rahmen
das WEB oder E-Mail nutzen wollen, werden individuell in das System
eingeführt.
Die bisher durchgeführten Veranstaltungen (sowohl zur Nutzung des
Internets wie auch der Unterrichtssoftware in den bisher
computerferneren Fächern) waren noch längst nicht ausreichend und
müssen noch deutlich weiter vermehrt werden. Von den Kolleginnen
und Kollegen muss aber erwartet werden, dass sie sich dieser neuen
Herausforderung auch stellen und nicht davor flüchten.
Mit der Grundlegung der Infrastruktur der neuen Medien in der Fritz-Steinhoff-Schule 1997/1998 wird damit die Basis geschaffen, die es ermöglicht, dass die eingangs beschriebenen Möglichkeiten von den Kolleginnen und Kollegen überhaupt wahrgenommen werden (können).
Die Fritz-Steinhoff-Schule ist damit ein mögliches Vorbild für viele Schulen in NRW und der BRD.